Social Proof oder Die Macht der dritten Person
- Silvia Rakosch
- 29. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Die meisten Websites sind lahm.
Richtig lahm.
Sie sind digitale Hochglanzbroschüren, die eine einzige Sache brüllen: "WIR SIND TOLL!"
"Wir sind Marktführer." "Wir haben die innovativsten Lösungen." "Wir bieten seit 1998 Qualität."
Weißt du, wen das interessiert? Niemanden.
Deine Besucher sind skeptisch. Sie sind im Internet. Sie wurden schon tausendmal angelogen, zugetextet und enttäuscht. Dein Eigenlob prallt an ihnen ab wie ein nasser Schneeball an einer Panzertür.
Wenn deine Website nur aus der "Ersten Person" (WIR, WIR, WIR) besteht, ist sie kein Kundenmagnet. Sie ist eine Ego-Show, die niemanden zum Kauf bewegt.
Du willst wissen, wie aus deiner lahmen Seite ein profitabler Kundenmagnet wird?
Indem du aufhörst zu reden. Und andere für dich sprechen lässt.
Willkommen zur Macht der dritten Person.
Das "Wer-sagt-es"-Prinzip
Stell dir zwei Szenarien vor:
Szenario 1 (Deine Website): "Ich bin der beste Webdesigner der Stadt. Meine Websites sind profitabel und schnell."
Szenario 2 (Ein Kunde von dir): "Ich dachte, meine Website wäre ein hoffnungsloser Fall. Dann kam [Dein Name]. Er hat das Ding umgekrempelt und meine Anfragen haben sich letzten Monat verdreifacht. Absoluter Wahnsinn."
Welche Aussage verkauft?
Siehst du.
Die "dritte Person" ist jeder, der nicht du ist, aber etwas Positives über dich sagt. Es ist dein Kunde, ein Branchenexperte, ein Magazin oder ein Partner.
Die Macht der dritten Person ist das stärkste Werkzeug gegen die natürliche Skepsis deiner Besucher. Wir nennen es Social Proof (Sozialer Beweis).
Warum funktioniert das? Weil wir Herdentiere sind. Wenn wir sehen, dass andere Menschen (die so sind wie wir) dir vertraut haben und ein großartiges Ergebnis bekommen haben, denken wir: "Hey, wenn es bei denen geklappt hat, klappt es bei mir auch. Das Risiko ist gering."
Dein Eigenlob ("Ich bin toll") ist Marketing. Das Lob eines Kunden ("Er ist toll") ist die Wahrheit.
Checkliste: Nutzt deine Website die "Macht der dritten Person"?
Wenn du willst, dass deine Website verkauft, während du schläfst, brauchst du diese Elemente. Sofort.
1. Testimonials (Die Kundenstimmen)

Das ist das absolute Minimum. Aber bitte, mach es nicht so langweilig wie alle anderen.
Lahm: "War alles super. - M. Müller"
Geil: "Ich war skeptisch, ob [Dein Produkt] wirklich [Problem X] lösen kann. Aber nach nur 3 Wochen ist [Spezifisches, messbares Ergebnis] passiert. Ich bin begeistert!" - Max Mustermann, CEO von Musterfirma (mit Foto!)
Pro-Tipp: Ein gutes Testimonial beschreibt immer den "Vorher-Nachher-Zustand". Es geht nicht um dich, es geht um die Transformation des Kunden.
2. Echte Bewertungen (Die 5-Sterne-Armee)

Lass deine Kunden auf Google, Trusted Shops oder branchenspezifischen Portalen wüten. Und dann? Zeig diese Sterne prominent auf deiner Seite! Integriere die Widgets. Sterne sind ein visuelles Signal für "Hier ist es sicher".
3. Fallstudien (Der ultimative Beweis)
Du willst die Champions League spielen? Dann brauchst du Fallstudien (Case Studies).
Eine Fallstudie ist kein Testimonial, sie ist eine Heldengeschichte.
Der Held (Dein Kunde) hatte ein Problem. (z.B. "Zu wenig Traffic")
Er traf den Mentor (Dich). (z.B. "Analyse und Strategie-Session")
Er bestand das Abenteuer (Der Prozess). (z.B. "SEO-Optimierung, neue Landingpages")
Er siegte (Das Ergebnis). (z.B. "Plus 300% organische Besucher in 6 Monaten")
Zahlen, Daten, Fakten. Nichts baut mehr Vertrauen auf als eine detaillierte Fallstudie.
4. "Bekannt aus..." (Der Autoritäts-Bonus)
Wenn die Presse, ein bekannter Blog oder ein Branchenmagazin über dich geschrieben hat – zeig die Logos! Es ist egal, ob es ein riesiger Artikel oder nur eine Randnotiz war. Das Logo einer bekannten "dritten Person" (wie dem Handelsblatt oder Spiegel Online) färbt sofort auf dich ab.
Und bei den restlichen Texten, wo du doch über dich oder euch schreibst, fang beim Kunden an
Okay, du kommst nicht drumrum. Irgendwo musst du ja beschreiben, was du eigentlich tust.
Hier ist der Haken: Selbst wenn du in der "ersten Person" sprichst, muss der Held der Geschichte dein Kunde sein.
Die meisten schreiben über ihre Features (Merkmale). Kundenmagneten schreiben über Benefits (Vorteile).
Niemand will einen "10-GB-Webspace" (Feature). Sie wollen eine "Website, die nie wieder abstürzt, wenn 1.000 Leute gleichzeitig drauf sind" (Benefit).
Hör auf, Sätze mit "Wir bieten..." anzufangen. Fang Sätze mit "Du bekommst..." an.
Lahm (Feature): "Wir nutzen agile Projektmethoden."
Geil (Benefit): "Du siehst jede Woche echte Ergebnisse und musst nicht 6 Monate auf eine fertige Website warten."
Lahm (Feature): "Unsere SEO-Texte sind Keyword-optimiert."
Geil (Benefit): "Deine Kunden finden dich bei Google, ohne dass du einen Cent für Werbung ausgeben musst."
Geh jeden einzelnen Satz auf deiner "Über Uns"-Seite und deiner Leistungsseite durch. Frag dich bei jedem Satz: "So what? Was hat der Kunde davon?"
Wenn die Antwort nicht sofort klar ist, schmeiß den Satz raus.
Fazit: Mach deine Website vom Ego-Trip zum Vertrauens-Hub
Hör auf, deine Besucher mit "Wir sind die Besten" zu langweilen. Das triggert niemanden zum Kauf. Es triggert nur den "Zurück"-Button.
Zeig ihnen, dass andere Leute denken, dass du der Beste bist. (Macht der dritten Person).
Und wenn du über dich sprichst, dann zeig ihnen, was für sie dabei rausspringt. (Macht der Benefits).
Wenn du diese beiden Dinge kombinierst, hast du gewonnen.



Kommentare